Ingolf Joppich zum 80. Geburtstag

Ingolf Joppich hat nie viel von sich hergemacht. Deshalb ist es sinnvoll, den Kinderchirurginnen Kinderchirurgen von heute zu überliefern, was dieser Vertreter der Generation nach den Gründervätern geleistet hat. Er selber würde es nicht tun. Weil es so viel ist, geschieht es im Kleindruck.

Ingolf Joppich, war Vertreter im Beirat der DGKJ, war Vertreter bei der AWMF, war Ausschussvorsitzender und Bearbeiter der ersten Leitlinien, war Gründer und Ausrichter des Treffens der Leitenden Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen in Prien über 10 Jahre, war über 3 Wahlperioden Vertreter im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und dort Vorsitzender der Sektion Kinderchirurgie, war Beauftragter für Weiterbildungsfragen und damit einer der Wegbereiter für den Facharzt, hat die Oberniedermair-Gedächtnisvorlesung gehalten, war Kongresspräsident 1987 in Frankfurt, war in der Jury für den Drachterpreis, war im Beirat verschiedener kinderchirurgischer Zeitschriften, war als für die Jahre 1991-1993 gewählter Präsident unserer Gesellschaft stellvertretender Präsident seit 1989 und hat über Jahre die Kinderchirurgischen Interessen in der Ärztekammer vertreten.

Der Chronist hat Ingolf Joppich als Oberarzt in der Kinderchirurgie der Universitätskinderklinik München im Dr. von Haunerschen Kinderspital erlebt. Er war mit Waldemar Hecker aus Heidelberg gekommen, der 1969 die Nachfolge von Oberniedermayr angetreten hatte. Ingolf Joppich hat sich nie verbogen und wurde von Hecker stets respektiert - ein Kunststück. Seine elegante Operationstechnik, sein Geschick, mit nachgeordneten Ärztinnen und Ärzten und den Schwestern umzugehen, war zu bewundern. Er bevorzugte den direkten, geraden Weg auf das vorgenommene Ziel. 1973 übernahm er, habilitiert, die Kinderchirurgie in Mannheim, die später zum Ordinariat wurde. Zu dessen Bedauern nahm er den Chronisten nicht mit, sondern Karl-Ludwig Waag (was er allerdings nicht zu bereuen hatte). In Mannheim hinterließ er eine blühende Kinderchirurgie, als er 1990 zum Nachfolger von Waldemar Hecker berufen wurde. In München blieb er sich treu: zielorientiert, gradlinig, schöpferisch, das Department-System von Hecker pflegend und ausbauend. Seine Kunst, siamesische Zwillinge zu trennen, bewunderte die Öffentlichkeit. Respektiert in der Fakultät und nach stets ungetrübter Zusammenarbeit mit dem Pädiatrischen Kollegen übergab er 2003 den Stab an Dietrich von Schweinitz.

Ingolf Joppich hat Kinderchirurgen geprägt: Waag, Brands, Lochbühler, Kellnar, Till, Schuster wurden Chefs Kinderchirurgischer Kliniken. Er hat ihnen nicht nur fachlichen Sachverstand, sondern auch ärztliches Ethos mit gegeben.

Konsequenter Weise wurde der subtile Operateur der Neu- und Frühgeborenen als Emeritus zum Uhrmacher mit Diplom. Bei jedem Treffen fragt er den Chronisten, ob die von jenem zur Reparatur gegebene Uhr des 19. Jahrhunderts noch funktioniert. Sie tut es. Daneben fand er Zeit, der eigenen Genealogie und der seiner Frau Uta nach zu gehen. Ergebnis waren 2 Wälzer von 797 und 729 Seiten. Mit bewundernswerter Akribie hat er Dokumente gesammelt, Fotos besorgt und nicht nur die Geschichte einer Familie, sondern auch die einer Zeit dargestellt; mit derselben Sorgfalt, mit der er Kinder operiert und Uhren repariert hat.

Es bleibt noch eine Frage zu klären. Warum hat er sein Präsidentenamt nicht angetreten? Ein wesentlicher Grund war: Vor der politischen Wende von den Kinderchirurgen des Westens gewählt, wollte er nach der Vereinigung mit den Kinderchirurginnen und Kinderchirurgen der DDR nicht deren angewählter Präsident sein. Sie sollten mit bestimmen.

Ingolf Joppich hat sich um die Kinderchirurgie in Deutschland verdient gemacht. Dafür ist ihm zum 80. Geburtstag zu danken.

Frank Höpner